Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht von der größten Herausforderung ihrer Amtszeit, der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban sieht die Flüchtlingskrise als deutsches, nicht europäisches Problem und laut CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer steht Deutschland vor einer Überforderung, in der Maß und Ziel fehlen. Viele fragen sich nun: „Wie kann ich als Deutscher wirklich sinnvoll dazu beitragen, diese Herausforderung, dieses Problem oder diese Überforderung zu meistern?“. Doch dass Flüchtlingen Helfen ganz einfach sein kann, zeigen wir anhand von vier konkreten Beispielen aus dem Alltag.
Flüchtlingen helfen – Deutschunterricht geben
In München sitzt Johanna mit Mustafa an ihrem Küchentisch, vor den beiden liegt eine lange Liste mit deutschen Vokabeln. Die gerade volljährig gewordene Abiturientin hilft dem als unbegleiteten minderjährigen Flüchtling nach Deutschland gekommenen Syrer seit über einem Jahr dabei, Deutsch zu lernen. „Ich wollte gerne Flüchtlingen helfen, als letztes Jahr so viele hier in München angekommen sind. Es freut mich zu sehen, dass selbst ich als Schülerin ohne weiterreichende Qualifikationen einen kleinen Schritt zur Integration beitragen kann“, meint Johanna.
Zweimal in der Woche treffen sich die beiden, um sich auf Deutsch zu unterhalten und Mustafas Wortschatz zu erweitern. Stolz erzählt der 17-Jährige auf Deutsch: „Ich bin jetzt der, der in meinem Wohnheim am besten Deutsch spricht. Oft fragen mich andere, ob ich ihnen etwas übersetzen kann. Ich möchte sehr gut Deutsch lernen, um mit der Berufsschule anfangen zu können.“

Gemeinsam Deutsch lernen (c) Kathrin Harms & Esteve Franquesa 2015
Flüchtlingen helfen – Kleidung spenden
So viel Zeit, um sich mehrmals in der Woche zu treffen, hat Monika aus Bayreuth in Oberfranken leider nicht. Trotzdem wollte auch sie ihren Beitrag leisten und Flüchtlingen helfen. Über einen Bekannten kam sie in Kontakt mit dem örtlichen Helferkreis für Flüchtlinge. Man teilte ihr mit, dass gerade knapp 20 neue Flüchtlinge in Bayreuth angekommen waren, die oft nur die Kleidung besäßen, die sie am Leib trugen, und vor allem Männerkleidung in kleinen Größen dringend benötigt würde.
Daraufhin ging das große Kleiderschrank-Ausmisten im Haus der 54-Jährigen los und gemeinsam mit ihren zwei Söhnen und ihrem Mann füllte sie zwei große Kisten mit T-Shirts, Pullis, Hosen, Schuhen und Anoraks. „Eine Woche später habe ich in der Stadt einen jungen Afrikaner in einem alten T-Shirt meines Sohnes gesehen“, sagt Monika, „Es ist schön zu wissen, dass die Hilfe dort angekommen ist, wo sie wirklich benötigt wird.“
Flüchtlingen helfen – Pate werden
Dort anpacken, wo die Hilfe wirklich benötigt wird, wollte auch Rosemarie aus Bad Aibling in Oberbayern. Deshalb nahm sich die Renterin nach und nach einiger Flüchtlinge als Patin an. Inzwischen unterstützt sie mehrere Afghanen dabei, die bürokratischen Hürden bezüglich des Asylantrags zu meistern, hilft ihnen bei Problemen mit der deutschen Sprache und vermittelt ihnen Praktika, Deutschkurse und Nebenjobs.
Mittlerweile geht die Beziehung zwischen der 78-Jährigen und den Afghanen, die sie liebevoll ihre „Buben“ nennt, so weit, dass sie gemeinsam kochen, Spieleabende machen und sogar Weihnachten und Sylvester zusammen gefeiert haben. Für Rosemarie stellt ihr Engagement nicht nur ein Geben dar, denn sie sieht die Zeit mit ihren „Buben“ als Bereicherung ihres Lebens an. Ihre Enkel, die teilweise ebenfalls in Bad Aibling wohnen, befürworten ihren Einsatz, auch wenn sie die Anrede „Großmutter“ jetzt mit einigen weiteren jungen Männern teilen müssen.

Rosemarie mit ihren Schützlingen
Flüchtlingen helfen – Freizeitaktivitäten organisieren
Den Wunsch, sich für Flüchtlinge zu engagieren hat Rosemarie wohl auch an ihren Enkel Dominik weitergegeben. Als der 23-Jährige Student aus Vilsbiburg in Niederbayern erfuhr, dass zwei junge syrische Flüchtlinge auf der Suche nach einer Möglichkeit waren, in ihrer Freizeit Volleyball zu spielen, arrangierte er, dass die beiden in seinem Team mittrainieren konnten und organisierte Mitfahrgelegenheiten für jedes Training. Später unterstützte er sie dann bei der Anmeldung im Verein, setzte sich dafür ein, dass sie keinen Mitgliedsbeitrag bezahlen mussten und verhalf ihnen zu Spielpässen, sodass sie auch beim Ligabetrieb mitspielen konnten. Mittlerweile pritschen und baggern die jungen Syrer fast wie die Profis, sind fester Bestandteil des Teams und nehmen auch mit Freude bei außersportlichen Aktivitäten der Mannschaft wie der Weihnachtsfeier und dem Vereinsausflug teil.

Dominik mit Atiq beim Volleyball-Training
Ob es sich nun um Deutschunterricht geben, Kleidung spenden, Pate werden oder Freizeitaktivitäten organisieren handelt – Jeder, der will, kann sinnvoll Flüchtlingen helfen, denn die Möglicheiten sind grenzenlos. Doch wie setzt man sich mit den Flüchtlingen in Kontakt, wenn man keine Bekannten in den aktiven Helferkreisen für Flüchtlinge hat? Dafür gibt’s jetzt die BETO-App, die Unterstützung suchende Flüchtlinge mit willigen Helfern verbindet und die Integration der bei uns Angekommenen erleichtert. Denn alles geht BEtter TOgether.